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Nicole Spielleitung

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Der letzte Schwan

Hochzeit


Hakuchou Chie-hime lächelte traurig ihren Vater an.
"Otou-sama, seid Ihr Euch sicher, dass es eine gute Idee ist, wenn ich das Han verlasse?"
"Hai. Der Schwan muss sich in die Schatten flüchten. Die Linie muss mit mir enden."
"Aber wird sich damit nicht die Prophezeiung erfüllen?"
"Hai, aber wenn diese Prophezeiung nicht eintritt, steht Riben vor einer viel größeren Gefahr. Vetrau mir, mein Kind. Heirate und gib dein Wissen an deiner Kinder weiter."

Die junge Frau nickte lediglich und verließ den Raum.
Einige Wochen später schwor Chie den Namen Hakuchou abzulegen und wurde in die Familie ihres Mannes aufgenommen.

Sie legte den Schwanenkimono ab und schlüpfte in den Brautkimono ihres neuen Clans. Lächelnd blickte sie in das Gesicht ihres Gatten und zärtlich reichten sich beide die Hände. 

Sie verließen den Schrein und betraten den Pfad, welcher sie in ihr gemeinsames Heim führen würde.

 

 

Tod


"Der letzte Schwan ist tot."

Eine Träne fließt die Wange der Frau herab. 

"Zumindest jene, welche nicht im verborgenen Leben", erklingt die traurige Stimme der Frau.
"Mögen die Ahnen und Glücksgottheiten das Silber des Himmels schützen", sagt die erste Stimme.
"Hai. Wir müssen wachsam sein. Vor dieser Gefahr kann nur der Klerus das Reich bewahren."
"Seid Ihr Euch sicher? Immerhin wird auch von den Erben der Acht gesprochen."
"Sie werden ihre Rolle spielen. Es sei denn wir können die Prophezeiung doch noch verhindern. Wir müssen die Schwäne in den Schatten im Auge behalten. Ohne die Erben Hakuchous wird Riben verloren sein", erklingt die traurige Stimme erneut.
"Hai. Möge der Mond über Riben wachen, während die Sonne das Reich schützt."

Auf eine Geste hin wird die Frau allein gelassen. Sie geht an das Fenster und wendet ihren Blick in Richtung Himmel um den Vollmond zu betrachten. Es ist eine sternenlose Nacht.

Hakuchou

Eines Tages verließen Prinzessin Eun und Prinz Jīnzi den Chrysanthemen Palast um eine Pilgerreise zu den großen Tempeln Ribens anzutreten. Die beiden würden demnächst ihren sechszehnten Geburtstag feiern und danach neue Sensei zur Seite gestellt bekommen um für ihre Zukunft vorbereitet zu sein.
Die Reise brachte die Kinder sie zu einem entlegenen Schrein einer lokalen Gottheit.
Nach den Gebeten und Opfergaben wurde das Lager aufgebaut und die Prinzessin begann in der Nähe Blumen zu Pflücken.
Eun fand hier einige Blumen, die rund um Rimachi nicht wuchsen und so vergaß die Prinzessin die Zeit und entfernte sich immer weiter von der Gruppe. In der Ferne hörte sie Geräusche, die sie nicht einordnen konnte, doch bevor Eun in die Richtung loslief, hörte sie Rufe hinter sich.
 
Rufe die aus dem Lager kamen.
 
Die Prinzessin wandte sich noch einmal in die andere Richtung, lief dann aber zum Lager zurück.
Dort angekommen musste das Mädchen feststellen, dass einige fremdartig Gerüstete mit der Palastwache kämpften. Eun suchte nach ihrem Bruder und als sie ihn entdeckte, rannte sie zu ihm hinüber.
 
„Jīnzi“, flüsterte die Prinzessin, „komm schnell, hier sind wir nicht sicher. Wir sollten uns beim Schrein verstecken.“
Der Prinz nickte seiner Schwester zu und die Jugendlichen machten sich auf den Weg um vom Schlachtfeld wegzukommen. Doch einige der Fremden hatten die beiden bemerkt und blockierten den Weg.
„Nicht so schnell, Kinder. Ihr kommt mit uns!“, ertönte eine tiefe Stimme in fremder Sprache.
 
Jīnzi stellte sich vor seine Schwester und griff nach einer Waffe die am Boden lag. Die Fremden lachten ihn aus. Eun blickte sich um und suchte nach einem Fluchtweg. Doch ihr ungeschultes Auge fand keine Möglichkeit zu entkommen.
Vier von den Fremden hatten die Zwillinge inzwischen eingekreist und panisch rief die Prinzessin um Hilfe. Doch die Palastwachen waren mit den anderen Gerüsteten beschäftigt und schafften es nicht von ihnen los zu kommen.
 
Gerade als einer der Fremden Prinzessin Eun ergreifen wollte, wurde er von einem Pfeil getroffen. Überrascht drehte sich der Gerüstete um, denn nur ein geübter Bogenschütze konnte die weniger geschützten Stellen erkennen. Wütend brach der Fremde den Pfeil ab und rannte auf die kleine Gruppe Neuankömmlinge zu.
 

Held

 

Kampflärm.
Das Brechen von Speeren. Das Schreien von Verwundeten. Waffen die aufeinander stoßen. Surrende Pfeile. Befehle die im Lärm untergehen. Waffen die auf Rüstungen treffen.
Inmitten all dieses Lärms läuft ein Krieger in prächtiger Rüstung zielstrebig über das Schlachtfeld. 
Mit geübten Bewegungen weicht er Angriffen aus. Es wirkt beinahe so, als würden Kinder versuchen einen erfahrenen Sensei mit den Übungswaffen zu treffen.
Er strahlt eine Zielstrebigkeit und Ruhe aus, wie man sie sonst nur in einem Dojo sieht.
Suchend wandert sein Blick über die Kämpfenden.
Da!
Der schimmernde Stoff eines Hanfu! 
Als er der fließenden Seide mit silbrigem Glanz gewahr wurde, sprintet er in diese Richtung.

"Masumi-hime-sama!", ruft der Krieger, während er weiter läuft. Einen Speer abblockt. Einer Faust ausweicht. Eine Klinge pariert.
Und nun erreicht er endlich, sein Ziel. Der Krieger fleht die edle Dame an sich in das Zelt des Generals zurückzuziehen. Und als ein Kämpfer es schafft die Frau zu entwaffnen und sie nur des Einschreitens des Kriegers wegen nicht verletzen kann, sieht sie ein, dass sie wohl anderswo besser aufgehoben ist.
Der Krieger geleitet Masumi-hime auf dem kürzest möglichen Weg vom Schlachtfeld. Einige Reiter kommen den beiden bereits entgegen um die junge Frau in Sicherheit zu bringen. 
Masumi schwingt sich in den Sattel eines Pferdes, als der Krieger sie erneut vor einem Angriff schützt. Ein schneller Schritt nach vorne, seine Waffe mit einer fließenden Bewegung in Position gebracht leitet er den Angriff ab. Dieser Widersacher setzt jedoch zu einem zweiten Angriff an, diesmal auf den Krieger gezielt. Mit gewohnter Leichtigkeit setzt der Krieger zur Verteidigung an, verliert jedoch den Halt am Boden, rutscht aus und stürzt dabei genau in die Klinge des Feindes.

Das letzte das Masumi von dem tapferen Krieger sah, war wie er in das Schwert des Feindes stürzte und seinen Kopf dabei verlor.

Kitsune no monogatari

 

Yukihime und der Fremde


Ein Mann in edlen Gewändern setzte sich zu Kiku Yukihime an den großen Tisch. Sie blickte ihn erst skeptisch an, doch als sie seiner Schönheit gewahr wurde, bot sie ihm Sake an.

Yukihime feierte mit ihrem Mann, Amehiko, dessen Beförderung in ein wichtiges Amt. Der Tisch im „Silbermond“ war gedeckt mit vielen exotischen Köstlichkeiten und seltenen Delikatessen. Als eine Magd des Restaurants Jadeblütentee servierte, anstelle des Jadeknospentees, brauste Yukihime auf und forderte, dass man den besten Tee servierte und dies sei eben Jadeknospentee. Amehiko versuchte seine Gemahlin zu beruhigen und reichte ihr etwas von dem fein durchzogenen und mit Goldstaub dekorierten Lachs Sashimi. Die aufgeregte Frau nahm diese Köstlichkeit mit einem Seufzen an und lächelte mit kokettem Augenaufschlag zu Amehiko. Der Fremde beobachtete die Szene während er mit den anderen Gästen Speis und Trank genoss.

Sein Blick wanderte über den Tisch und kritisch stellte er fest, dass allein das Sashimi, welches Yukihime beiläufig aß so teuer war, dass ein Bauer davon zwei Wochen Reis für seine vierköpfige Familie bezahlen konnte. Er betrachtete die Gäste des Paares.
Reich gekleidete Samurai die Amehiko und Yukihime gefallen wollten. Sie machten Komplimente und bewunderten Äußerlichkeiten. Doch waren darunter keine Freunde.
Der Blick des Fremden glitt erneut zu dem Paar.
Ein junger Mann, voller Ambitionen und Träume. Nicht besonders attraktiv, aber auch nicht hässlich. Sein smaragdrünger Kimono zeigte eingewebte Chrysanthemen. Grün auf Grün, waren sie kaum wahrnehmbar, nur die Reflektion des Lichtes auf den glänzenden Fäden der noblen Blume zeigten den Wert und die Handwerkskunst des scheinbar schlichten Kimono. Ein Obi aus silberner Seide gewebt hielt das Kleidungsstück an seinem Platz. Intelligent schien Amehiko, doch blind für die Fehler seiner Frau.

Yukihime saß in ihrem prächtigen schneeweißem Kimono auf einem gut gepolsterten Kissen. Die teure Seide hatte Schneeflocken mit silbernen Fäden eingewebt und am Kragen schimmerte eine silbergraue Chrysantheme.
Das Zeichen der weiblichen Linie des Kaiserhauses, nur die Shinno hi-Kiku selbst durfte silberne Chrysanthemen tragen. Der Obi Yukihimes war schwarz und zeigte eine Schneelandschaft. Die blasse Haut der Frau schien zu schimmern, als habe sie Perlmutt in ihr Makeup mischen lassen. Das silberne Haar war kunstvoll hochgebunden in einer aufwendigen Frisur und geziert von kunstvollen Kanzashi.

Der fremde Mann hatte gehört wie großzügig Yukihime sein soll und sie soll die Tugend des Mitgefühls verkörpern. Hier sah er jedoch nichts davon.
Als eine Geisha begleitet von ihrer kleinen Schwester den Raum betrat, war alle Aufmerksamkeit auf den beiden Künstlerinnen.
Der Fremde erkannte die beiden Frauen als Gyokucho und Nicho aus dem Haus der Schmetterlinge.
Gyokucho nahm seitlich Platz und stellte eine Koto auf. Die Maiko nahm eine Position ein und auf ein Zeichen begann das Instrument unter den Fingern der Geisha sanfte Töne durch den Raum schweben zu lassen. Der junge Schmetterling tanzte in graziösen Bewegungen zu dem Klang der Koto und als der letzte Ton verklungen war, verneigte sie sich in einem fließenden Kotau vor den Gästen.
Ein Kenner konnte feststellen, dass dies Nichos letzter Abend als Maiko sein würde. In den nächsten Tagen würde sie einen Namen erhalten und als Geisha vorgestellt werden.
Doch war der Fremde wegen den beiden Gastgebern der Feier hier. Und er hatte beschlossen das Fest zu genießen, bevor er sich seiner Aufgabe widmete.

 

Schwarze Flammen


Die Feier ging bis spät in die Nacht.
Es wurde gesungen, getanzt und musiziert. Speisen und Getränke waren in einem scheinbar endlosen Strom nachgereicht worden und ein guter Teil davon ging unangetastet zurück in die Küche.
Das Paar entschied sich dazu sich zurückzuziehen und auf dem eigenen Anwesen weiter zu feiern. Der Versuch die Geisha und ihre Maiko mitzunehmen blieb zum Unmut Yukihimes erfolglos. Amehiko versprach seiner Frau zum Trost weder Kosten noch Mühen zu scheuen um die besten Geisha Ribens für die Geburtstagsfeier Yukhihimes einzuladen. Daraufhin beruhigte sie sich wieder und die feiernde Gesellschaft erreichte das bescheidene Haus des Paares.

Doch so schlicht das Heim der beiden außen wirkte, so edel und hochwertig war das Interieur.
Diener wurden geweckt und Speisen und Getränke für die Gäste zubereitet.
Amehiko zog sich bald zurück, da er am nächsten Tag Dienst im Palast hatte und nach und nach verließen auch die Gäste das Anwesen, bis auf eine Cousine Yukihimes, welche ein Gästezimmer zugewiesen bekam.
Und so blieben der Fremde und Yukihime allein zurück und tranken weiter bis zur Morgendämmerung. Yukihime vergaß jedoch mehr und mehr die Etiquette an die sich eine Dame ihres Standes halten sollte, je mehr Sake sie getrunken hatte. Kokette Augenaufschläge, verspieltes Lächeln und bewusste Berührungen wurden häufiger, je näher sie dem Sonnenaufgang kamen.
Eindeutig stand nun fest, dass Yukihime ihrem Mann nicht so treu war, wie sie ihm versprach zu sein. Und aus den Gesprächen hörte der Fremde auch heraus, dass ihr Mitgefühl wohl auch sehr bewusst und gezielt eingesetzt wird.  Die Armut der Heimin und Fujun ist ihr egal.

Als Amehiko das Haus verlassen hatte, glitt Yukihimes Kimono von ihrer Schulter und legte die blasse, weiche Haut darunter frei. Ihr Blick war voller Begehren für den Fremden und jetzt, da die beiden alleine waren, zögerte auch er nicht länger.
Als er mit einem Gedicht sein Interesse nun endgültig kundtat, sandte Yukihime die Dienerschaft und auch ihre Cousine weg. Verlangen und Gier hatten das Herz der Frau mit dem silbernen Haar fest im Griff.
Als die Hand des Mannes sanft die vielen Lagen Seide von dem Körper der Frau entfernte, waren ihre Wangen gerötet und in ihrem Blick lag etwas tierisches. Gefangen in dem Blick des Fremden und verzaubert von seinen Berührungen, bemerkte Yukihime nicht, wie fünf buschige Fuchsschweife zum Vorschein kamen. Der Fremde kümmerte sich auch nicht darum, ob die Frau dies bemerkte. Sie war gefangen in einer Illusion. Und er genoss jeden Augenblick davon.
Die Gier in ihrem Herzen schien keine Grenzen zu kennen und die Lust die in ihr brennt wird nur weiter angefacht, von dem was der Mann ihr zeigt und wie er sie berührt. Sie verlangt nach mehr und wie ein wildes Tier nimmt sie sich, was der Fremde ihr anbietet. Hemmungslos versucht sie die schwarze Leere in ihrem Herzen zu füllen. Doch je mehr sie sich nimmt, desto stärker wird die Flamme ihrer Gier. Und so verbrennt Yukihime in schwarzem Feuer. Feuer das alles von ihrem Körper verzehrt und das Haus umhüllt, ohne das Gebäude zu verbrennen, doch sichtbar für jeden.

Bevor jedoch ein Shugenja oder die Feuerteams der Stadt das Haus erreichen konnten, war der Fremde verschwunden und jene die das Feuer gesehen hatten, erzählten von einem Kitsune mit schillerndem Pelz und neun schweifen. Kurobi nannten sie ihn, denn seine schwarze Flamme bestrafte die Gier.

Die blinde Frau


Hanbaitourou Hotsumi, ein handelnder Samurai der Tourou, begab sich auf seine jährliche Reise nach Rimachi. Unterwegs rastete er in verschiedenen Gasthäusern. In einem der Gasthäuser hörte er eine wundervolle Stimme singen. Diese gehörte zu einer Goze, einer blinden Frau, die ihr Geld mit Gesang und dem Spiel auf der Shamisen verdiente. Da Hotsumi dachte, dass diese wunderschöne Stimme zu einer wunderschönen Frau gehören musste, lauerte er ihr auf und überfiel sie, als sie zu ihrem Zimmer zurückkehrte. Die Goze hatte Hotsumi nichts entgegenzusetzen und so nahm er sie auf sein Zimmer mit.
Als er am nächsten Morgen erwachte, erkannte er, dass die Frau mit der schönen Stimme unfassbar hässlich war. Die Goze jedoch dachte wohl aufgrund seines Überfalls, dass sie endlich einen Geliebten gefunden hätte. Hanbaitourou Hotsumi ersann schnell einen üblen Plan, wie er sie loswerden könnte, und nahm sie mit auf seine Reise nach Rimachi. Auf einer passenden Bergstraße stieß er die blinde Frau in eine Schlucht. Mit dem Gedanken, sein Problem elegant gelöst zu haben, setzte er seinen Weg in die Hauptstadt fort.
Im nächsten Jahr hatte er den Zwischenfall völlig vergessen und machte auf seiner Reise nach Rimachi wiederum Rast in der Region, diesmal in einem kleinen Bergtempel. In dieser Nacht erschien der Geist der Goze vor ihm und sprach zu ihm:

"Hast du den letzten Herbst schon vergessen? Du hast mit mir gespielt und mich dann weggestoßen! Ich habe keine Augen, doch jetzt erkenne ich dich."

Sie ergriff Hanbaitourou Hotsumi an den Knöcheln und schleifte ihn aus dem Raum in Richtung des Tempel-Friedhofs. Hotsumi hatte der unmenschlichen Stärke des Gaki nichts entgegenzusetzen. An einem Grab blieb der Geist stehen, umarmte Hanbaitourou Hotsumi fest und zog ihn mit sich unter die Erde.
Die Mönche des Tempels waren durch den Lärm erwacht und folgten den Spuren zum Friedhof. Dort gruben sie schnell ein Loch an der Stelle des Grabes und fanden wenig später den toten Hanbaitourou Hotsumi, der von einem weiblichen Skelett umarmt wurde. Zufall, oder ein Fluch, hatten Hanbaitourou Hotsumi genau zu dem Tempel geführt, in dem die sterblichen Überreste der Goze bestattet worden waren, nachdem man sie in der Schlucht gefunden hatte. Nun war sie gekommen, um ihn zu holen.

 

Seide 


Junken und seine Frau Ryo-ra saßen unter einem Maulbeerbaum und genossen ihren Tee.
Ein Windstoß schüttelte die Äste des Baumes und einige weiße Kugeln vielen herab.
Eine dieser Kugeln fiel in den Tee Ryo-ras und langsam löste sich die Kugel zu einer Wolke aus losen Fäden auf. Ryo-ra bemerkte die Raupe und trauerte um das Opfer des kleinen Wesens.
Junken sah jedoch auch die feinen Fäden in dem Tee seiner Frau und zeigte ihr diese.
Ryo-ra, entschlossen den Tod der Raupe nicht vergebens sein zu lassen, versuchte die feinen Fäden zu einem Faden zu spinnen. Sie hatte die Frauen aus dem Dorf oft dabei beobachtet wie sie Fäden aus Leinen oder Hanf sponnen. Und so verband sie die feinen Fasern des Kokons zu einem weichen und festen Faden.
Ryo-ra war begeistert von dieser Entdeckung, doch wollte sie nicht noch mehr dieser kleinen Kreaturen opfern.
Junken pflanzte weitere Maulbeerbäume und seine Frau wartete, bis die Falter ihre Kokons verließen um aus den Resten Seidenfäden zu spinnen und Seide für Kimono zu weben.

 

Shinno hi-Kiku Akikusa

 

Kahle Äste


Während die Dienerinnen das lange schwarze Haar der Prinzessin kämmen und hochstecken, liest die junge Frau die Berichte der Oberpriesterinnen und Oberpriester der Tempel und Schreine aus dem ganzen Reich.
Erneut beklagen sich einige Mitglieder der hohen Priesterschaft darüber, dass zu wenige Opfergaben dargebracht werden. Die Prinzessin legt die Papiere beiseite und wartet darauf, dass die Zofen fertig sind. Sie beobachtet die jungen Frauen im Spiegel und bemerkt dass ihr Leibwächter wie immer mit geschlossenen Augen an der Wand lehnt. Der Blick der Prinzessin bleibt eine Weile an dem Bild des Yojimbo, dem persönlichen Leibwächter, hängen. Ein Teil seines Gesichtes ist von einer Maske verborgen, so wie alle Mitglieder seiner Samurai-Familie eine Maske tragen. Sein Kimono zeigt am Kragen das Mon seiner Familie und das Zeichen der Leibgarde der Prinzessin. An seiner Seite trägt er die Waffen der Samurai, ein Katana und ein Wakizashi.
Eine Bewegung reißt die Prinzessin aus ihren Gedanken und sie merkt, dass die Zofen gerade mit der Frisur fertig geworden sind. Als sie sich erhebt, ist der Leibwächter sofort an ihrer Seite und die Dienerinnen machen Platz.
Die junge Frau verlässt den Raum gefolgt von einer Zofe und ihrem Yojimbo und begibt sich zu dem Familienschrein in den Garten. Auf ihrem Weg bleiben einige der Höflinge stehen und verneigen sich tief vor der Prinzessin, Diener unterbrechen ihre Arbeit und knien mit den Händen vor dem Gesicht am Boden.
Innerlich seufzt die junge Frau.
Zumindest konnte sie den Kaiser, ihren Vater, dazu überreden im Palast das Gefolge auf einen Leibwächter und eine Zofe zu reduzieren. Dennoch wünscht sie sich mehr Zeit für sich. Aber als oberste Priesterin und Tochter des Kaisers ist mehr Zeit für sich selbst ein Traum der wohl nie wahr wird. Im Garten angekommen lässt die junge Frau den Blick über die aufblühenden Kirschbäume schweifen. In wenigen Tagen wird das kaiserliche Kirschblütenfest stattfinden und die ersten Knospen haben sich bereits geöffnet. Auch andere Sträucher und Bäume blühen bereits in dem kleinen Garten.
Die Prinzessin lächelt bei der aufblühenden Pracht und begibt sich zu dem Schrein. Sie richtet ihre Gebete an die Kami der Elemente und bringt ihnen kleine Opfergaben dar. Als nächstes wendet sie sich mit ihren Gebeten an die Ahnen ihrer Familie und bittet sie darum auch weiterhin über ihren Vater und ihren Bruder zu wachen. Abschließend betet sie zu den Glücksgöttern des Frühlings, der Pflanzen und der Ernte auf dass alle Pflanzen im Reich erblühen und es eine reiche Ernte im Herbst geben wird.

Sie erhebt sich jedoch nicht sofort. Die Gebete gehören zu den wenigen Momenten in denen sie ungestört ist, daher genießt sie die Ruhe. Doch so sehr sie es auch versucht, sie kann trotz allem nicht die Anwesenheit ihres Leibwächters ausblenden.

Im Gegenteil, je mehr sie versucht ihre innere Ruhe zu finden, desto mehr wird sie sich seiner bewusst. Die Prinzessin versucht nun eine neue Taktik und konzentriert sich auf seine Anwesenheit. Plötzlich wird sie überwältigt von einer Flut von Bildern, zu schnell um etwas zu erkennen. Doch sie fühlt zwei Pfade, mit vielen Verzweigungen und Nebenpfaden zwar, doch letzten Endes gibt es zwei Pfade. Sie fühlt Einsamkeit, Trauer und Schmerzen auf dem einen Pfad und Liebe, Glück und Hoffnung auf dem anderen Pfad. Beide Pfade sind mit ihr verknüpft. Überwältigt von den Bildern und den Emotionen versucht die Prinzessin sich wieder auf sich zu konzentrieren. Doch findet sie den Weg zurück nicht.

Die Visionen werden stärker und drohen ihren Geist zu überwältigen.
Dann wird alles schwarz.


Knospen wachsen


Am Tempel angekommen begrüßt sie den vorstehenden Hohepriester und die anwesende Priesterschaft. Danach widmet sie sich der Überprüfung der Schreine am Tempelgelände und bei jedem Schrein, sobald sie festgestellt hat das äußerlich alles in Ordnung ist, richtet sie ein Gebet an die Gottheit der dieser Schrein gewidmet ist. Außerdem streckt sie ihre Sinne aus um zu fühlen ob die Gottheit mit den Sterblichen in Kontakt zu treten wünscht, doch die Göttlichen schweigen. Sobald Akikusa die Schreine der sieben großen Glücksgötter überprüft hat zieht sie sich wieder mit der Garde zum Palast zurück. Die Prinzessin ist erschöpft und ausgelaugt von der spirituellen Arbeit. Sie stolpert beinahe als sie die Treppen zur Straße hinab steigt, doch ihr Yojimbo ist sofort da um sie zu stützen, bis die Zofen aufgeholt haben um der Prinzessin zu helfen. Sobald die beiden Frauen Akikusa stützen und helfen die Stufen hinabzusteigen, wendet sich der Leibwächter einem Gardisten zu, der daraufhin die Stufen hinab sprintet.

Unten angekommen erwartet eine Sänfte den Tross, der Yojimbo überprüft das Innere und widerwillig besteigt Akikusa das hölzerne Konstrukt. Die beiden Zofen gehen seitlich der Sänfte, der Leibwächter dahinter. Einer der Gardisten läuft voraus zum Palast und die anderen bilden einen Kreis um die Sänfte. Akikusa versucht ihre Gedanken zu fokussieren und sich auch ihr Ki zu konzentrieren.
Doch die vielen Menschen im direkten Umfeld und das Band zu dem Leibwächter stören ihre Konzentration. Immer wieder sieht sie Bilder von Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft einer der Personen, jedoch nie klar genug um etwas erkennen oder zuordnen zu können.
Am Palast angekommen wird die Priesterin bereits von einem der Hofärzte, Tanaka Ichigo, erwartet, welcher auch darauf besteht sie in der Wachstube am Eingang zum Palast zu untersuchen. Die Dienerinnen und der Yojimbo bleiben in der Nähe der Prinzessin während der Arzt sie untersucht.

“Akikusa-hime, Euer Ki ist erschöpft. Bitte ruht Euch für den Rest des Tages aus”, sagt der Arzt zu der Prinzessin.
“Wie soll ich mich um meine Pflichten kümmern, wenn ich im Bett bleibe und mich ausruhe? Verzeiht, aber meine religiösen Pflichten als oberste Priesterin des Reiches sind wichtiger als ein etwas erschöpftes Ki, Tanaka-sensei.”
Skeptisch blickt der Arzt von der Prinzessin zum Leibwächter und ihren Dienerinnen, dann zur Garde und wieder zu der jungen Frau.
“Verzeiht mir, Shinno hi-Kiku Akikusa-hime”, die Prinzessin nun mit vollem Titel ansprechend wird sein Ton strenger,” aber wie wollt Ihr eure Pflicht erfüllen, wenn Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht?”

Der Arzt wendet sich den beiden jungen Frauen zu und befiehlt ihnen die Prinzessin für den restlichen Tag nicht aus dem Zimmer zu lassen und dafür zu sorgen dass sie sich ausruht. Ein erneuter skeptischer Blick zu dem Leibwächter und der Garde und dann ein strenger Blick zur Tochter des Kaisers.

“Ihr wisst, Akikusa-hime, dass ich Euch dazu zwingen kann Euch auszuruhen. Ich werde Euch im Laufe 
des Nachmittages auf Eurem Zimmer besuchen und einige Kräuter für einen Tee mitbringen. Damit Ihr schneller wieder bei Kräften seid”, erklärte der Arzt und verlässt nach einer kurzen Verabschiedung den Raum.
Die Prinzessin seufzt. All die Arbeit die erledigt werden muss, wird wohl ein wenig warten müssen. Der Arzt hat Recht, es macht keinen Sinn sich so sehr zu erschöpfen dass sie ihre Lebenskraft aufbraucht.

Akikusa macht sich auf den Weg zu ihren Quartieren. Eine der Dienerinnen öffnet die Schiebetür zum Garten der Prinzessin und hilft der jungen Frau sich auf die Terrasse zu setzen.


Aufblühende Knospen


Wenig später schreckt sie aus dem Schlaf hoch. Tränen strömen über das Gesicht der jungen Frau.
“Shinno hi-Kiku”, mit ruhiger Stimme spricht Kagehiro sie an. Akikusa blinzelt sich die Tränen aus den Augen, atmet tief durch und wendet sich ihrem Leibwächter zu. Mit einem Mal wird ihr bewusst wo sie ist, und dass auch andere in diesem Raum anwesend sind.
“Tanaka-sensei, ich danke Euch für Eure Dienste. Würdet Ihr mich bitte einen Moment allein lassen?”

Der Arzt verneigt sich und verlässt den Raum. Auf eine Geste hin verlassen auch die Zofen den Raum.

“Lan-Fan, bitte sende einen Boten zum Haupttempel. Hohepriester Hou Hikari möge mich heute Nachmittag aufsuchen”, mit diesen Worten lässt die junge Frau sich zurücksinken.
“Kagehiro-san, bitte sagt mir wie die Blüten in meinem Garten aussehen.”
Er steht auf und geht zu der Terrasse um in den Garten zu schauen. Der Anblick lässt ihn einen Moment zögern.
“Die Blüten der Pflanzen sind teilweise vollständig schwarz, einige scheinen sich erst zu verfärben.”
“Das habe ich befürchtet.”
Die Prinzessin liegt mit geschlossenen Augen auf ihrem Futon.
“Aiko”, ruft sie und wartet bis die Zofe den Raum betreten hat,” geh zu meinem Vater und sag dem Kaiser, dass er mich dringend in meinen Räumen aufsuchen möge. Das Kaiserreich ist in Gefahr.”

Die Zofe verlässt sofort den Raum. Kagehiro ist in der Zwischenzeit an die Seite der Prinzessin zurückgekehrt.

“Kiku-hime, in Eurem jetzigen Zustand könnt Ihr diese Bedrohung nicht abwenden. Nicht ohne Euer Leben zu riskieren.”
Sie nickt.
“Ich bin nur ein einfacher Krieger und werde Euch bei diesem Kampf, wenn meine Einschätzung stimmt, nur eingeschränkt nützlich sein. Doch habe ich gelernt mein Ki auf eine Art und Weise zu kontrollieren die Euch helfen kann.”
Die Augen der Prinzessin öffnen sich und suchen nach Kagehiros.
“Diese Ki-Techniken sind aus gutem Grund verboten worden. Meine Mutter starb weil sie zu viel von ihrem Ki an den Priester gab.”
“Kiku-hime, meine Aufgabe ist es Euer Leben zu schützen. Wenn dies bedeutet mein Leben für das Eure zu opfern, dann werde ich das tun. Und im Moment habt Ihr nicht einmal genug Energie um...”
“Kagehiro, die Glücksgöttinnen der Blüten und Blumen sind in Gefahr. Was auch immer sie gefangen hält und korrumpiert, wird nicht damit aufhören sondern weitere Glücksgottheiten korrumpieren. Riben ist in Gefahr. Mein Leben ist ein kleiner Preis im Vergleich dazu.”
“Verzeiht Prinzessin, aber Euer Ki ist derart erschöpft, seid Ihr Euch sicher dass ihr es überhaupt in die Ebene der Glücksgötter schafft? Wenn Eure Energie verbraucht ist, bevor Ihr Euer Ziel erreicht, habt Ihr Euer Leben nicht geopfert um das Reich zu retten, sondern sinnlos vergeudet und das solltet Ihr selbst am besten wissen.”
Sie schweigt. Kagehiro hat Recht, ihr Ki reicht mit viel Glück aus um den Ort zu finden den sie in ihren Visionen sah.
Nach einer kurzen Zeit des Schweigens hören beide Schritte am Gang. Kagehiro begibt sich auf seinen Posten und wartet darauf dass die Tür sich öffnet.


Blüten


Aiko betritt als erste den Raum, dicht gefolgt vom Kaiser, dem Kronprinzen und einem Schreiber. Die Leibgarde wartet draußen. Aiko hilft der Prinzessin dabei sich aufzusetzen und bereitet dann Tee für die Anwesenden zu.
“Ihr habt mich rufen lassen, worum geht es bei der Bedrohung des Reiches?”, verlangt der Kaiser zu wissen. 
“Etwas ist in die Ebene der Glücksgottheiten eingedrungen und hat begonnen die minderen Glückgöttinnen der Blüten und Blumen zu korrumpieren. Ich gehe davon aus, dass dies nur der Anfang ist. Und wenn Ihr einen Blick in den Garten werft, werdet Ihr feststellen, dass sich schon jetzt Auswirkungen auf unsere Ebene zeigen”, erklärt die Prinzessin ihrem Vater und dem an seiner Seite sitzendem Bruder.

Der Schreiber notiert alles Wort für Wort. Als der Kronprinz einen kurzen Blick in den Garten wirft sieht auch er dass die Blüten der Pflanzen sich schwarz färben oder bereits schwarz sind.

“Als Shinno hi-Kiku ist es meine Pflicht mich derartiger Bedrohungen anzunehmen. Der Hohepriester des Haupttempels ist bereits informiert”, erklärt die Prinzessin.
Auf eine Geste des Kaisers, verlässt der Schreiber den Raum und Kagehiro begibt sich auf die Terrasse.

“Akikusa, du siehst blass aus und laut Tanaka-sensei ist dein Ki geschwächt. Bist du stark genug diese Bedrohung abzuwenden?”, sagt der Vater mit besorgter Stimme.
Die Prinzessin schließt für einen Moment die Augen.
“Nein. Alleine werde ich diese Bedrohung nicht abwenden können und keiner der Priester im Haupttempel verfügt über ein Ki das ausreichend stark ist um mich zu begleiten.”
Vater und Sohn sehen einander an, danach richten sich ihre Blicke wieder zur Prinzessin.
“Schwester, wie willst du die Bedrohung stoppen und das Reich schützen, wenn du nicht genug Ki dazu hast die Reise anzutreten?”
“Ich möchte weder dich noch unseren Vater mit den Details belasten. Aber es gibt Wege das Ki zu stärken, Wege die nicht verboten sind. Allerdings kann ich nicht mit Gewissheit sagen ob ich bis morgen ausreichend gestärkt sein werde.”
Ein trauriges Lächeln zeigt sich auf dem Gesicht des Kaisers, “Du warst niemals gut darin die Wahrheit zu verbergen. Ich selbst habe zwar nie die Ausbildung eines Priesters durchlebt, doch ich weiß worin sie besteht. Es gibt keine solchen Techniken, Tochter.”
Kagehiro betritt den Raum, begibt sich an die Seite der Prinzessin, geht auf die Knie und verneigt sich tief.

“Verzeiht, Kiku-tenno, doch wurde ich den verbotenen Techniken der Ki-Kontrolle unterrichtet. Als Leibwächter der Shinno hi-Kiku Akikusa-hime ist es meine Aufgabe ihr Leben unter Einsatz des meinen zu schützen. Mit Eurer Erlaubnis werde ich mein Wissen nutzen um die Prinzessin zu schützen.”

Für einen Augenblick herrscht absolute Stille im Raum. Während dieses Augenblicks sieht Akikusa eine kurze Vision aufflackern, zu kurz um die Bilder zu erkennen, doch lang genug um die Welle an Glück, Liebe und Hoffnung zu fühlen.


“Vater, bitte vergebt meinem Yojimbo für seine Einmischung. Er

“Allein für das Betreten des Raums könnte ich Euch hinrichten lassen, Sasori-san. Und für den Vorschlag eine verbotene Technik anzuwenden ebenso”, unterbricht der Kaiser seine Tochter.
“Wenn dies Euer Wunsch ist
”, Kagehiro lässt den Satz offen.
“Vater
”, eine Geste schneidet Akikusa erneut das Wort ab.
“Mir ist nicht entgangen, dass die Chrysantheme der Prinzessin an Eurem Gürtel hängt. Auch habe ich durchaus mitbekommen, welch gute Dienste Ihr leistet und die Chrysantheme redlich verdient ist.”
Der Blick der Prinzessin wandert zu dem Mann an ihrer Seite und dann zu ihrem Vater. Akikusa verneigt sich.

”Vater, vor fast drei Jahren hast du per Gesetz verboten das Ki-Do unterrichtet wird. Morgen ist der dritte Todestag meiner Mutter, die ihr Leben ließ, weil sie zu viel ihres Ki an ihre Schwester gab. Ich verstehe deinen Kummer und deine Angst nun auch deine Tochter zu verlieren. Doch kann ich meine Pflicht nicht erfüllen, wird das gesamte Reich leiden. Meine Kraft ist zu erschöpft um meine Pflicht ohne die Hilfe anderer erfüllen zu können. Die einzige Person von der wir wissen, dass sie Ki-Do beherrscht und bei der wir darauf vertrauen können das niemand je davon erfährt ist mein Yojimbo. Mit seiner Hilfe werde ich Riben schützen und die Aufgabe überleben können. Ich bitte dich
”, die Prinzessin lässt das Ende des Satzes in der Luft hängen.
Sie fühlt eine Hand an ihrer Schulter. Dann an ihrem Kinn. Die Hand des Kaisers hebt den Kopf der jungen Frau sanft an, die Prinzessin richtet sich wieder auf. Der Kaiser ruft nach seinem Schreiber.
Der Mann betritt den Raum, hebt kurz eine Augenbraue darüber, dass der Leibwächter mit gesenktem Haupt vor dem Kaiser kniet, begibt sich dann aber auf seinen Platz und holt die Schreibutensilien heraus.

“Ich erteile Euch, Shinno hi-Kiku Akikusa-hime, hiermit den Befehl euch der spirituellen Bedrohung unseres Reiches anzunehmen. Ihr dürft dazu alle Mittel nutzen die Riben zur Verfügung hat”, sagt der Kaiser.
“Habt Dank für Eure Großzügigkeit”, die Prinzessin neigt das Haupt.

Sobald der Schreiber alles notiert hat verlassen die drei Männer den Raum und nur die Prinzessin und ihr Leibwächter bleiben zurück.


Welkende Blüten


Sobald der Tenno und sein Gefolge den Raum verlassen haben, erhebt sich der Yojimbo und kehrt an seinen Stammplatz in der Nähe der Tür zurück. Akikusa-hime ruft nach ihrer Dienerin Lan-Fan, bittet um Tee und weist sie an danach weiterhin draußen zu bleiben. Lan-Fan bringt Tee und eine Auswahl an Mochi, serviert dies der Prinzessin und verlässt nach einem kurzen Zögern den Raum. Die Tochter des Kaisers erhebt sich vorsichtig und setzt sich mit der Tasse Tee zu der offenen Tür um den Garten zu betrachten. Nach und nach färben sich die Blüten schwarz. Sie schließt die Augen und plötzlich fühlt sie Schmerz und eine tiefgreifende Angst.

Eine junge Frau mit langem schwarzen Haar und einem schwarzen Kimono sagt etwas. Doch kein Ton verlässt die Lippen. Tränen gleiten ihre Wangen herab. Blutige Tränen. Ihre Beine sind gebunden durch die Wurzeln eines Baumes und ihre Arme durch die Äste desselben. Es wirkt als würde die Frau um Hilfe rufen und versuchen sich von diesem Baum zu lösen. Doch die Äste und Wurzeln sind kräftig.
Spinnen weben ein Netz um den Baum herum, ein Netz welches die Frau an den Stamm bindet und von Blut durchtränkt ist. Mit jedem Tropfen Blut wird der Baum schwärzer und so auch der Kimono der Frau. Langsam färben sich auch ihre kirschroten Lippen schwarz.

Die Vision erfüllt die Priesterin und sie schafft es nicht von den Eindrücken los zu reißen. Doch dann ist da ein Licht neben ihr. Und sie fühlt eine sanfte Berührung an ihrer linken Hand. Von diesem Licht geht Wärme aus und Ruhe. Akikusa fühlt etwas vertrautes und nähert sich dem sanften Schein. Nach und nach hört sie eine vertraute Stimme das Diamant-Sutra rezitieren.


Grüne Blätter


Die Prinzessin folgt der Stimme und nähert sich weiterhin dem Licht. Und mit jedem Schritt den sie näher kommt wird die Stimme lauter und die Vision von der Frau in dem schwarzen Kimono verblasst.
Akikusa-hime öffnet ihre Augen und sieht zum einen den Garten mit den schwarzen Blüten und zum anderen zwei Gestalten bei ihr.
Kagehiro, der Yojimbo befindet sich an ihrer linken Seite, seine Hand ihrer nah genug um als Berührung wahrgenommen zu werden, doch ohne sie tatsächlich zu berühren, und der Hohepriester Hou Hikari das Diamant-Sutra betend vor ihr im Lotussitz.

"Shinno hi-Kiku, verzeiht mein Eindringen, doch wurde ich von Eurem Leibwächter um Hilfe gebeten", erklärt der Priester, sobald er bemerkt hat, dass die Prinzessin wieder bei Bewusstsein ist.
Ein Hauch von Missbilligung ist im Blick des Priesters zu erkennen und er vermeidet es Sasori Kagehiro anzusehen.
Die Prinzessin macht nur eine abwinkende Geste und nickt ihrem Yojimbo zu, auf diese Bewegung hin zieht er sich auf seinen Posten hinter der Prinzessin zurück.

"Hou-san, ich danke Euch für Euer schnelles kommen und auch für das Gebet. Es half mir meinen Weg aus der Vision zurück zu finden. Doch ließ ich Euch wegen einer anderen Angelegenheit rufen."
Der Priester wechselt vom Lotussitz in den Seiza und hört der Prinzessin aufmerksam zu.
"Euch ist bestimmt nicht entgangen dass die Blüten in diesem Garten, wie auch andern Orts schwarz sind oder sich allmählich schwarz färben?"
Hikari nickt.
"Die Fukujin der Blüten und Blumen werden durch irgendetwas beeinflusst. Ich ließ Euch rufen um die Bibliotheken der Tempel zu konsultieren um nachzuforschen wer oder was ein Interesse daran haben könnte dies zu tun."
Erneut nickt der Priester.
"Bedenkt bitte dass wir nicht viel Zeit haben. Je schneller ihr mir Antworten liefern könnt, desto besser ist es."

Hou Hikari verneigt sich vor der obersten Hohepriesterin und auf eine Geste von ihr verlässt er den Palast.

Sobald Akikusa hört wie die Tür ihres Zimmers wieder zugleitet, hört man sie leise seufzen.

"Danke für dein Ki, Kagehiro-san."
"Ich habe lediglich meine Pflicht erfüllt, Akikusa-hime."
Langsam erhebt sich die Prinzessin und ruft nach Lan-Fan. Die Dienerin betritt sofort den Raum und sieht die Prinzessin erwartungsvoll an.

"Lan-Fan, weise bitte die anderen Dienerinnen an meinen Schlafraum vorzubereiten."
Die Zofe nickt nur kurz und wartet noch einen Moment.
"Und begleite mich bitte in den Zeremonienraum."

Lan-Fan verlässt mit der Prinzessin gemeinsam den Raum und trägt Aiko auf den Raum für die Nacht vorzubereiten. Aiko teilt die anderen Dienerinnen ein und betritt den Schlafraum der Prinzessin, während Lan-Fan Akikusa-hime in einen anderen Raum folgt. Wie ein Schatten begleitet Kagehiro die beiden Frauen.


Herabfallende Blüten


Lan-Fan öffnet die Tür zum Zeremonienraum und wartet bis die Prinzessin eingetreten ist. Kagehiro stellt sich vor die Tür und Lan-Fan folgt der Prinzessin und schließt die Türe hinter sich.
Akikusa-hime entkleidet sich, während die Zofe die zeremoniellen Gewänder vorbereitet. Sobald die Prinzessin nackt im Raum steht, beginnt sie mit der rituellen Reinigung. Lan-Fan reicht ihr das dafür bereitgestellte Wasser und entzündet die gesegneten Räucherstäbchen.
Als nächstes greift die Prinzessin nach dem Räucherwerk und beginnt ein kurzes Gebet zu sprechen während die Asche von den Stäbchen in das gebrauchte Wasser fällt. Sobald die Stäbchen abgebrannt sind, legt sie die zeremonielle Kleidung an.
Lan-Fan öffnet die Tür, Kagehiro tritt zur Seite und Akikusa-hime verlässt den Zeremonienraum gekleidet in die Roben der Shinno hi-Kiku.
Die kleine Gruppe begibt sich durch den Palast in den inneren Garten, welcher im Zentrum des Gebäudes liegt. Wie auch schon zuvor machen Diener und Samurai im Palast Platz, doch diesmal gehen auch einige der Samurai vor der Prinzessin zu Boden, denn sie ist nun nicht als Tochter des Tenno in den Gängen unterwegs, nein, nun ist die oberste Hohepriesterin auf dem Weg zu dem ältesten und heiligsten aller Schreine in Riben.
Die kleine Gruppe betritt nun gemeinsam den Garten. Wie auch schon am Morgen folgt Akikusa dem Pfad zu den Schreinen. Diesmal bleibt sie jedoch nicht bei dem Familienschrein. Hier befindet sich nämlich hinter dem Familienschrein eine weitere Mauer und nur die Shinno hi-Kiku und der Tenno besitzen den Schlüssel zu dem Tor um den innersten Garten zu betreten.
Die Prinzessin öffnet die Türe und schreitet durch den kleinen Torbogen. Lan-Fan und Kagehiro bleiben zurück.

Vor der jungen Frau, die nun alleine ist, befindet sich ein kleiner See in dessen Mitte eine Insel liegt.
Auf dieser Insel wachsen die goldenen Chrysanthemen, ein immer blühender Kirschbaum und in dem See Lotusblüten in allen Farben des Regenbogens. Ein Anblick den nur wenige in Riben kennen und obwohl Akikusa diese unglaubliche Blütenpracht kennt, ist sie jedes Mal erneut von dem Farbspiel überwältigt.
Die Priesterin schließt das Tor und lässt ihre Schuhe zurück. Hier wächst im gesamten Garten ein besonders weiches Gras. Mit bloßen Füßen schreitet Akikusa voran, auf die Brücke zu welche eine Überquerung des Sees ermöglicht.
Langsamen Schrittes nähert sich die junge Frau der Insel und langsam wird der Schrein sichtbar der sich im Zentrum der Insel befindet. Direkt neben dem Kirschbaum steht ein kleiner, unscheinbarer Holzschrein. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein Teehaus, das manche Samurai in ihrem Garten stehen haben.

Zumindest sind hier die Blüten noch nicht schwarz, denkt sich die Priesterin.


Orange Blätter


Akikusa betritt nun die Insel in der Mitte des Sees. Wenige Schritte vor ihr beginnt ein Meer aus goldenen Chrysanthemen geteilt von einem Pfad aus silbernen Moos. Der Pfad führt zum Zentrum der Insel wo sich der Kirschbaum und der Schrein befinden.
Die Tür des Schreins öffnet sich wie von Geisterhand.

Nach einem Augenblick des Zögerns betritt die Priesterin das Innere des Gebäudes. Sanftes, goldenes Licht erhellt den Raum. An der Feuerstelle hängt ein Kessel und ein Set für eine Teezeremonie steht bereit. Akikusa tritt an den Herd heran und gießt etwas von dem kochenden Wasser in den Kessel der zum Abkühlen bereit steht. Sie reinigt die Teeschalen und Instrumente der Teezeremonie mit einem Teil des heißen Wassers und gießt das gebrauchte Wasser in eine große Schale. Danach misst sie etwas von dem Matcha ab und legt das Pulver vorsichtig in eine der beiden Teeschalen. Mit dem Wasserschöpfer holt die junge Frau heißes Wasser aus dem Kessel und lässt es vorsichtig in die Teeschale fließen. Akikusa holt zwei kleine, chrysanthemenförmige Mochi hervor, eines silber und eines golden und stellt die Süßigkeiten an den Platz für den Gast. Als nächstes greift sie nach dem kleinen Bambusbesen für den Tee und beginnt den Matcha aufzuschlagen.

Sie hebt die Teeschale mit beiden Händen vom Boden und reicht sie der Frau ihr gegenüber. Drachenschuppen bedecken die Haut der Frau und schillern in allen nur erdenklichen Farben.
Gekleidet in einen Hanfu aus glänzender Seide und bestickt mit Perlen und Schuppen wirkt die Frau durchscheinend und leuchtend. Eine Stimme klar wie Glöckchen bedankt sich für den Tee in den Worten der heiligen Sprache.

"Warum besuchst du mich, Tochter des Silbers und Golds?", fragt die Frau.
"Nijiryu-kami, der Grund meines Besuches ist eine Bedrohung der Fukujin", antwortet die Akikusa.
"Ah, die schwarzen Blüten. Schwach sind auch die Gottheiten des Glücks wenn sie unvollständig sind."

Die Priesterin überlegt kurz ob sie die Drachengottheit um Hilfe fragen soll, doch werden ihre Gedanken unterbrochen.


"Mein Kind, dein Licht scheint blasser als sonst. Wenn du die Hana-no-Fukujin retten willst, solltest du auf die alten Wege vertrauen und auf deinen eigenen Funken des Himmels."

Mit diesen Worten verblasst die Gestalt vor Akikusa.
Die Prinzessin reinigt die Utensilien für die Teezeremonie, füllt Wasser in den Teekessel und entsorgt das gebrauchte Wasser.
Akikusa verlässt den Schrein und schließt die Türe.


Rotes Laub


Akikusa nimmt unter dem Kirschbaum neben dem Schrein einen Moment Platz und denkt über die Worte von Nijiryu-no-kami nach.
Einen Entschluss gefasst, erhebt sich die Priesterin wieder und verlässt das Heiligtum des Chrysanthemen Gartens.
Lan-Fan und Kagehiro schließen sich wieder der Prinzessin an, sobald sie den Garten hinter sich gelassen hat und begleiten die junge Frau in den Zeremonienraum, wo sie dann die Roben der Shinno hi-Kiku ablegt. Danach kehrt sie in ihren Schlafraum zurück und begibt sich zur Ruhe.

Ein kleines Mädchen mit langem schwarzen Haar und einem schwarzen Kimono zerrt verzweifelt an den blutigen Spinnweben die ihren jungen Körper an einen Stamm fesseln. Tränen fließen ihre Wangen herab. Blutige Tränen.
Ein weiterer Baum wird sichtbar, eine junge Frau mit langem schwarzen Haar ist an ihn gebunden, blutige Tränen fließen in endlosem Strom über ihre Wangen.
An einem anderen Baum ist eine Frau mittleren Alters gefesselt. Noch ein Baum mit einem gefesselten Mädchen wird sichtbar. Und noch einer. Und noch einer.
Ein gesamter Wald mit Bäumen und an deren Stämme gefesselte Frauen und Mädchen taucht aus einem Nebel auf. Alle weinen sie blutige Tränen. Ihre Kleidung ist entweder bereits schwarz oder verfärbt sich langsam. Einige versuchen sich zu befreien, andere haben ihren Widerstand bereits aufgegeben.

Akikusa schreckt aus dem Schlaf hoch mit dem Nachhall der Vision vor ihrem inneren Auge. Ihre Hände zittern leicht. Langsam setzt sie sich auf und ruft nach Lan-Fan. Die Zofe ist sofort im Raum und bringt der Prinzessin kalten Tee.
Auch Kagehiro ist plötzlich an seinem gewohnten Platz, so als hätte er diesen nie verlassen.
Akikusa trinkt von dem Tee und Aiko betritt den Raum mit einem Tablett auf dem sich ein gefalteter Brief befindet. Die Prinzessin fordert die Dienerin mit einer Geste dazu auf zu sprechen.

"Shinno hi-Kiku-hime dies ist ein Bericht von Hou Hikari-Oujizo-dono", mit diesen Worten tritt die Dienerin an Akikusa heran und überreicht ihr den Brief.
Die Prinzessin nickt und winkt die Dienerin wieder hinaus. Akikusas Blick wandert auf das Papier in ihren Händen. Ein wenig zögerlich öffnet sie den Brief und liest was darin steht.
Wie vermutet haben die Priester noch nichts in den Bibliotheken gefunden.

Nun, sie hatte ohnehin nicht damit gerechnet dass sie eine schnelle Antwort findet.

"Lan-Fan bring mir das Frühstück. Ich denke, wenn ich schon mal wach bin, kann ich den Tag auch ein paar Stunden früher beginnen."

Die Zofe verneigt sich und verlässt den Raum.
Kagehiro geht vor der Prinzessin auf die Knie und nimmt seine Maske ab.

"Ihr solltet das Gesicht des Mannes kennen der Euer Ki verstärkt", erklärt er mit ruhiger Stimme.

 

Blanke Zweige


Akikusa blickt in das Gesicht ihres Leibwächters und erneut setzt eine Vision ein.

Ein Gruppe Schwäne verbirgt sich in den Schatten und wacht über Chrysanthemen aus Silber und Gold. Im Jahr des Kranichs verschwindet ein Stern und ein Fuchs beginnt durch das Feld der Chrysanthemen zu streifen. Nach und nach werden die Chrysanthemen blasser. Ihr Leuchten schwächer. Viele Jahre vergehen und die Schwäne in den Schatten werden weniger. Die himmlischen Blüten nur noch ein blasses Schimmern. Doch im Jahr des Leids erscheint ein neuer Glanz. Eine der silbernen Chrysanthemen strahlt besonders hell und sobald die Blüte voll entfaltet ist, wendet der Fuchs sich der Blume zu.  Der Fuchs umschwärmt die strahlende Chrysantheme, verzaubert von ihrem silbernen Licht. Der Fuchs greift nach der Chrysantheme und das letzte Licht der himmlischen Blüten droht zu ersterben, doch der Schwan kommt aus den Schatten und schützt die silberne Blüte, reicht dem Fuchs den Stern und das Licht der Chrysanthemen kehrt zurück.

„Du bist ein Schwan“, flüstert Akikusa.
Ein leicht verwirrter Blick begegnet ihr. 
„Ich…ich hatte eine Vision. Sobald dies hier durchgestanden ist, muss ich etwas prüfen.“
„Hai.“

Akikusa betrachtet erneut das Gesicht ihres Yojimbo. Langsam werden ihre Wangen rot und ihr Herz schlägt schneller. Die Prinzessin schlägt ihr Augen nieder und mit einem zaghaften Lächeln wendet sie ihr Gesicht ab.
Kagehiro blinzelt und legt die Maske wieder an. Die röte seiner Ohren verborgen unter den Haaren.

Sanft legte er seine Finger an einige Druckpunkte an Akikusas Hand und sie fühlte wie Energie in sie fließt. Eben hatte sie noch das Gefühl, dass sie nur mit Mühe stehen könnte, doch jetzt hatte sie genug Kraft um quer durch Riben zu marschieren. Oder zumindest fühlt sie sich so.

 

Erstes Grün

 

„Arigatou“, bedankt sich Akikusa mit leiser Stimme. Die Prinzessin wendet sich ihrem Tisch zu und beginnt die dort liegenden Dokumente zu bearbeiten.

Kagehiro steht auf und geht hinaus zu Lan-Fan.
“Bleibt bei der Prinzessin. Weicht auf keinen Fall von ihrer Seite. Solltet Ihr etwas erledigen müssen, schickt eine der Dienerinnen. Aber ich brauche Euch hier, an ihrer Seite.”
Lan-Fan nickt und tritt in den Raum.

Kagehiro auf dem Weg weg von dem Zimmer der Prinzessin fordert Kagehiro eine weitere Dienerin, Yoruko, ebenfalls dazu auf bei der Prinzessin zu bleiben. Im Vorbeigehen reicht er ihr ein Messer, welches die junge Frau sofort verschwinden lässt. Zufrieden macht sich Kagehiro auf den Weg nach der Quelle zu suchen, die das Ki der Shinno hi-Kiku anzapft.

Immer noch auf die Energie der Prinzessin eingestimmt findet er die Energie der jungen Frau etwas schneller und somit auch die Spur. So gut es geht, folgt er dem Strom an Ki der von der Prinzessin wegführt. Je länger er der Energie folgt, desto unruhiger wird Kagehiro. Auch wenn er weiß, dass Yoruko eine gute Kriegerin ist, immerhin hat er sie selbst trainiert, lässt er die Prinzessin nur ungern so lange allein. Yoruko ist aus gutem Grund keine der Krieger-Elite seiner Familie, sondern “nur” eine Dienerin. Wenn er das Leben seiner Schutzbefohlenen retten möchte muss er die Quelle finden und so folgt Kagehiro so schnell es möglich ist weiter der Spur. Immerhin hatte er sie nicht völlig schutzlos zurückgelassen.

 

Zarte Knospen

 

Als die Spur in einen Raum hineinführt und dort auch scheinbar endet, stellt er fest, dass er sich am anderen Ende des Palastes befindet. Kagehiro erweitert seine Ki-Wahrnehmung und fühlt, dass sich in dem Raum dahinter nur die Energie der Shinno hi-Kiku befindet. Nach einem prüfenden Blick betritt er den Raum und erkennt, dass es sich um eine exakte Replik des Schlafraumes der Prinzessin handelt. Eine Kugel aus glattem schwarzen Stein liegt auf einem Futon und das Ki fließt in diese Kugel hinein. Vorsichtig nähert er sich der Kugel, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat. Vor dem Futon begibt sich Kagehiro in den Schneidersitz und versucht den Strom des Ki zu unterbrechen.
Es gelingt ihm nach einigen Versuchen, Schweißperlen bilden sich auf seiner Stirn.
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